Bremer Theaterprojekt DU BIST MEINE MUTTER von Joop Admiraal
Ein Schauspieler spielt einen Mann, der seine an Demenz erkrankte Mutter besucht. Er verwandelt sich mehr und mehr in diese alte Frau, spielt beide Figuren im Dialog miteinander.
Das sensible Thema des Abschiednehmens von einer geliebten Person, dem Umgang mit dem Sterben und dem Vergessen, Abhängigkeit und Kinderliebe wird in einer Folge von Szenen erzählt, die sowohl Poesie und eine Verdichtung von Wirklichkeit zulassen als auch komödiantische Sequenzen beinhalten.

Der subtile, wandlungsfähige Schauspieler Martin Leßmann schlüpft mühelos von einer Rolle in die andere, lässt die Figuren verschmelzen und auch ganz für sich stehen. In fragmentarischen Rückblenden, die immer wieder die Handlung unterbrechen, springt er auch in die Rolle des kleinen Jungen mit der damals jungen Mutter. Kindheitsszenen erstehen vor dem inneren Auge der 80-Jährigen und Ihrem Sohn. Hier wechseln konfliktreiche mit harmonischen Momenten. Verstrickung und Abhängigkeit wird sichtbar.

Wie im Traum tauchen Bilder auf, die durch eine in Stimmungen wechselnde Cello-Musik unterstützt werden. Der Musiker Gero John ist die ganze Zeit auf der Bühne präsent und erzeugt immer wieder teils Klänge, Melodien oder Geräusche, die das facettenreiche Gefühlsleben der beiden Figuren unterstreichen oder kontrapunktieren.
Die Inszenierung lebt von leisen, schnellen Brüchen, einer Leichtigkeit, die das Thema in ein reales und unsentimentales Licht rückt, und einer immer wieder aufflackernden dezent eingesetzten Komik, die von der liebenswerten Absurdität menschlicher Verstrickung erzählt.
Die Inszenierung zeigt den kollektiven Aspekt von Umgang mit Krankheit, Angst vor dem Vergessen und Abschiednehmen, öffnet die Perspektive für jeden von uns.

Dieser Theaterabend will Impulse setzen, den Umgang mit dem Vergessen zu erleichtern und der wahren zwischenmenschlichen Verbindung zu vertrauen, jenseits von Sprache und Erinnerung. Er kann betroffenen Menschen helfen, dem Thema tiefer zu begegnen und letztlich den Umgang mit Demenz erleichtern.
Die Inszenierung ist ein Plädoyer für die Kraft der Liebe unter Verwandten, die tief unter allen Spannungsfeldern schlummert – jenseits der Angst vor dem Verlust der realen Anwesenheit einer Person oder der Fähigkeit, Erinnerungen zu speichern.

Ein Theaterprojekt über das Altern. Über das Vergessen und die Erinnerung. Über Nähe und Distanz. Über Verständigung. Über den Versuch der Liebe. Über Lebensqualität neuer Maßstäbe.

Die Regisseurin Maria von Bismarck und der Schauspieler Martin Leßmann, haben das Stück DU BIST MEINE MUTTER als freie, mobile Produktion eingerichtet, die sowohl auf mittleren und kleinen Theaterbühnen als auch als „Theater vor Ort“ an kulturellen und sozialen Orten, Kulturhäusern, Seminaren, Begegnungsstätten und Altenheimen spielbar ist.

Auf der Grundlage der institutionellen Unabhängigkeit will die Inszenierung eine große logistische Flexibilität und vielfältige Einsetzbarkeit erreichen und sich bewahren. Sie setzt auf den thematischen Austausch mit ihrem Publikum, mit Betroffenen, Interessierten und Forschenden in unterschiedlichen Rahmensituationen: Theatertreffen, Kulturforen, Seminaren …

Die technischen Bedingungen und räumlichen Gegebenheiten gilt es ebenso miteinander zu besprechen wie die finanziellen Aufwendungen.


Martin Leßmann und Maria von Bismarck konnten für die Erstellung der Theaterproduktion die Bremer Evangelische Kirche als Förderin gewinnen sowie das Theater Bremen als Kooperationspartner für den Premierenort, das MOKS Theater Bremen.
Unterstützung finden sie weiterhin beim Amt für soziale Dienste Bremen, dem Theaterkontor Bremen sowie bei kompetenten Einrichtungen wie der Demenz-Informations- und Koordinationsstelle (DIKS) in Bremen.